Atemtechniken

Wie Atmung deinen Alltag verändert und dir zu mehr Gelassenheit verhilft

Kennst du das Gefühl, wenn dein Herz plötzlich schneller schlägt und dein Brustkorb sich anfühlt, als würde er sich zusammenziehen? Vielleicht kurz vor einer Klassenarbeit oder wenn du auf einer Party in eine peinliche Situation gerätst? Dann bist du nicht allein – Stress, Unsicherheit und Angst können uns alle in solchen Momenten überrollen. Eine effektive Möglichkeit, dem entgegenzusteuern, ist deine Atmung. Warum? Weil die Atmung der direkteste Weg ist, deinen Körper und Geist zu beeinflussen und dich wieder in Balance zu bringen.

804 Wörter, 4 Minuten Lesezeit


Warum hilft es, die Atmung zu fokussieren?

Wenn du dich auf deinen Atem konzentrierst, lenkst du deinen Geist von nervigen und stressauslösenden Gedanken weg. Diese Konzentration wirkt gleich doppelt positiv:

  1. Dein Körper entspannt sich: Langsames und tiefes Atmen signalisiert deinem Gehirn, dass keine Gefahr besteht. Dadurch werden weniger Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet, dein Puls normalisiert sich und du wirst ruhiger.
  2. Deine Gedanken beruhigen sich: Indem du dich mit voller Aufmerksamkeit auf die Atmung einlässt, reduzierst du das Grübeln. Das nimmt vielen negativen Gefühlen die Macht und kann dir helfen, klarer zu denken.

Forschungen zeigen, dass regelmäßige Atemübungen den Parasympathikus – unseren „Ruhenerv“ – aktivieren. Dieser Gegenspieler des Sympathikus (unserem „Stressnerv“) hilft, den Herzschlag zu beruhigen und den Blutdruck zu senken. Regelmäßiges Training zahlt sich also aus und macht dich resilienter gegenüber Stress und Ängsten.


In welchen Situationen kann Atemtraining helfen?

  • Prüfungsangst: Kurz vor dem Test fängt das Herz an zu rasen? Mit ein paar Atemzügen verschaffst du dir Klarheit und Ruhe.
  • Gefühl von Überforderung: Zu viele Aufgaben? Atmung kann ein schneller „Reset-Knopf“ sein, um dich zu sammeln.
  • Soziale Ängste: Egal, ob du eine Präsentation halten oder allein auf eine Party gehen sollst – fokussierte Atemübungen können Angstgedanken dämpfen.
  • Panik- und Angstzustände: Besonders bei Panikattacken kann eine strukturierte Atemtechnik helfen, das Schlimmste abzufedern, indem du deinem Körper signalisierst: „Alles in Ordnung, du kannst dich beruhigen.“
  • Alltagssituationen: Auch wenn du nur kurz mal deine Nerven sortieren musst – eine Minute bewusste Atmung kann Wunder wirken.

Drei einfache Atemtechniken für dein Training

1. Box-Atmung (auch „4-4-4-4-Methode“)

Die Box-Atmung ist eine gleichmäßige Technik, die du super einfach erlernen kannst und die dich schnell entspannt.

  1. Einatmen: Atme für 4 Sekunden langsam und kontrolliert durch die Nase ein.
  2. Luft anhalten: Halte den Atem für 4 Sekunden an.
  3. Ausatmen: Atme für 4 Sekunden durch den Mund (oder die Nase) aus.
  4. Warten: Halte die Lunge 4 Sekunden lang leer, bevor du wieder einatmest.
  5. Wiederholen: Mach 5–10 Runden. Dabei kannst du dir gedanklich eine Box vorstellen, in deren vier Ecken du jeweils eine dieser Phasen platzierst.

Diese Übung hilft besonders gut bei kurzzeitigem Stress oder wenn du das Gefühl hast, innerlich zu „wackeln“.

2. Parasympathikus-Atmung (4-7-8-Methode)

Die 4-7-8-Atmung stimuliert deinen Parasympathikus sehr effektiv und senkt damit deinen Puls und Blutdruck. Gerade bei Nervosität oder wenn du schlecht einschlafen kannst, ist sie Gold wert.

  1. Einatmen: Atme 4 Sekunden tief durch die Nase ein. Achte darauf, dass sich dein Bauchraum hebt.
  2. Luft anhalten: Zähle bis 7 und halte in dieser Zeit die Luft an.
  3. Ausatmen: Atme über 8 Sekunden langsam durch den Mund aus. Dabei kannst du die Lippen leicht spitzen, als ob du durch einen Strohhalm ausatmest.
  4. Wiederholen: Starte mit 4 Durchgängen. Wenn du dich wohler fühlst, kannst du langsam auf bis zu 8 Durchgänge steigern.

Gerade das lange Ausatmen fördert die Entspannung, weil dein Körper mehr Kohlendioxid abgibt und die Reflexe für den Atemrhythmus beruhigt werden.

3. Wechselatmung (Nadi Shodhana)

Ursprünglich aus dem Yoga, hilft dir diese Technik, deine Konzentration zu steigern und deinen Geist zu klären. Du atmest dabei abwechselnd durch das rechte und linke Nasenloch.

  1. Ausgangsposition: Setz dich aufrecht hin. Leg deine linke Hand entspannt auf dein Knie.
  2. Nasenloch schließen: Forme mit deiner rechten Hand einen Ring aus Daumen und Zeigefinger. Verschließe sanft das rechte Nasenloch mit dem Daumen.
  3. Linke Seite einatmen: Atme tief durch das linke Nasenloch ein.
  4. Wechseln: Löse den rechten Daumen, verschließe jetzt mit dem Ringfinger das linke Nasenloch und atme durch das rechte Nasenloch aus.
  5. Ein- und Ausatmen im Wechsel: Nun atmest du wieder durch das rechte Nasenloch ein, wechselst dann die Seite und atmest durch das linke Nasenloch aus.
  6. Wiederholen: Führe diesen Kreislauf 5–10 Mal pro Seite durch.

Diese Technik kann ein wenig ungewohnt wirken, bringt aber viel Ruhe in deinen Kopf. Gleichzeitig trainierst du deine Konzentration, weil du dich auf die Abfolge konzentrieren musst.


Fazit

Atmung ist nicht nur ein biologischer Vorgang, der dich mit Sauerstoff versorgt, sondern ein mächtiges Werkzeug, mit dem du deinen Körper und Geist lenken kannst. Ob du dich auf eine Prüfung vorbereitest, in einer Stresssituation steckst oder einfach nur besser einschlafen willst: Atemübungen sind leicht zu lernen, kosten nichts und lassen sich fast überall durchführen. Gönn dir regelmäßig ein paar Minuten, um deine Atmung bewusst zu trainieren. Du wirst merken, wie du dadurch insgesamt gelassener, konzentrierter und stabiler durch den Alltag gehst.

Also, atme tief durch und probier’s einfach mal aus! Viel Erfolg!