Mit Kindern über das Coronavirus sprechen
- Schaffen Sie eine offene und unterstützende Atmosphäre, in der Kinder wissen, dass sie Fragen stellen dürfen. Die Kinder sollten jedoch nicht gezwungen werden, darüber zu sprechen, solange sie nicht dazu bereit sind.
- Beantworten Sie Fragen aufrichtig. Normalerweise erkennen Kinder oder finden es irgendwann heraus, wenn Sie „Dinge erfinden“. Dies kann ihre Fähigkeit beeinträchtigen, in der Zukunft Ihnen oder Ihren Zusicherungen noch zu vertrauen.
- Verwenden Sie Wörter und Konzepte, die Kinder verstehen können. Stimmen Sie Ihre Erklärungen auf Alter, Sprache und Entwicklungsstand des Kindes ab.
- Helfen Sie Kindern, genaue und aktuelle Informationen zu finden. Drucken Sie ggf. geeignete Texte und Abbildungen des RKI und der WHO aus.
- Seien Sie bereit, Informationen und Erklärungen mehrmals zu wiederholen. Manche Information mag schwer zu akzeptieren oder zu verstehen sein. Wenn das Kind die gleiche Frage immer und immer wieder stellt, kann dies eine Möglichkeit für das Kind sein, um Bestätigung und/oder Beruhigung zu bitten.
- Erkennen Sie die Gedanken, Gefühle und Reaktionen des Kindes an und bestätigen Sie sie. Vermitteln Sie dem Kind, dass seine Fragen und Bedenken wichtig und angemessen sind.
- Denken Sie daran, dass Kinder dazu neigen, Situationen zu personalisieren. Zum Beispiel können sie sich Sorgen machen über ihre eigene Sicherheit und die Sicherheit der unmittelbaren Familienmitglieder oder um Freunde und Verwandte, die reisen oder weit weg wohnen.
- Beruhigen Sie, aber machen Sie keine unrealistischen Versprechungen. Es ist in Ordnung, Kinder darüber zu informieren, dass sie sicher sind in ihrem Haus.. Aber Sie sollten nicht versprechen, dass es keine Coronavirusinfektion in Ihrem Ort geben wird.
- Lassen Sie die Kinder wissen, dass es viele Menschen gibt, die den vom Coronavirus-Ausbruch Betroffenen helfen. Dies ist eine gute Gelegenheit, Kindern zu zeigen, dass es Menschen gibt, die helfen, wenn etwas Beängstigendes oder Schlimmes passiert.
- Kinder lernen vom Beobachten ihrer Eltern und Lehrer. Sie werden sehr interessiert daran sein, wie Sie auf Nachrichten zum Coronavirus reagieren. Sie lernen auch, wenn sie Ihren Gesprächen mit anderen Erwachsenen lauschen.
- Lassen Sie Ihre Kinder nicht zu viele erschreckende Bilder im Fernsehen schauen. Die Wiederholung solcher Szenen kann beunruhigen und verwirrend sein.
- Kinder, die in der Vergangenheit schwere Krankheiten oder Verluste erlitten haben, sind besonders verwundbar durch längere oder intensive Reaktionen auf Bilder von Krankheit und Tod. Diese Kinder benötigen möglicherweise zusätzliche Unterstützung und Aufmerksamkeit.
- Kinder, die sich übermäßig mit Fragen oder Sorgen bezüglich Coronavirus beschäftigen, sollten von einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie oder einem Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten untersucht werden. Andere Anzeichen dafür, dass ein Kind fachliche Hilfe benötigt, sind: länger anhaltende Schlafstörungen, sich aufdrängende Gedanken oder Sorgen, wiederkehrende Ängste vor Krankheit oder Tod, oder Widerwillen, sich von den Eltern zu trennen oder (irgendwann mal wieder) zur Schule zu gehen.
- Auch wenn Eltern und Lehrer die Nachrichten und die täglichen Aktualisierungen mit Interesse und Aufmerksamkeit verfolgen mögen, wollen die meisten Kinder einfach nur Kinder sein. Sie wollen vielleicht nicht darüber nachdenken, was im ganzen Land oder anderswo auf der Welt passiert. Sie würden lieber Ball spielen, auf Bäume klettern oder Fahrrad fahren. Sofern dies möglich ist, lassen Sie es zu und regen Sie es an.
Sehr anschaulich ist auch „Wie erkläre ich meinen Kindern, was das Coronavirus ist? Ein Leitfaden für Eltern und alle anderen, die den Kindern die Angst nehmen und sie aufklären wollen“ von Detlef Hacke auf Spiegel.de.
Text übersetzt nach AACAP „Talking to Children about Coronavirus„, von Dr. Ingo Spitczok von Brisinski, veröffentlicht in „Forum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie“, Heft 1/2020.